Entwicklung moorverträglicher Bewirtschaftungsmaßnahmen für landwirtschaftlichen Moor- und Klimaschutz
Das Projekt "Entwicklung moorverträglicher Bewirtschaftungsmaßnahmen für landwirtschaftlichen Moor- und Klimaschutz", kurz Moorbewi, untersucht, wie Klimaschutz durch eine angepasste Nutzung von Moorböden mit angehobenen Grundwasserständen in der Praxis umgesetzt werden kann.
Kurzprojekt „Pflanzenfasern aus moorverträglicher Bewirtschaftung“
Im Dezember hat der Donaumoos-Zweckverband im Rahmen von Moorbewi das vom bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten geförderte Kurzprojekt „Pflanzenfasern aus moorverträglicher Bewirtschaftung“ gestartet. Mehr dazu lesen Sie hier.
Die Zwischenergebnisse (Stand: August 2022)
Regelung der Wasserstände
Durch das auf der Versuchsstation Karolinenfeld eingesetzte Schachtsystem ist es gelungen, die Wasserstände auf dem gesamten Versuchsschlag deutlich anzuheben und zudem zu regeln. Eine grafische Darstellung des Verlaufs der Wasserstände findet sich auf der Seite des Projektes Moor-KULAP. Auftretender Überstau war in der Mehrheit der Fälle nicht durch Grundwasser, sondern durch Stauwasser aufgrund starker Niederschlagsereignisse verursacht. Die hydraulische Leitfähigkeit von degradierten Moorböden ist gegenüber dem ursprünglichen Moorboden stark herabgesetzt. Besonders auf entwässerten Moorböden stellt Stauwasser die primäre Ursache für Überstau dar, weswegen eine weitere Absenkung der Grundwasserstände nicht zur Problembehebung führt. Stattdessen kann versucht werden, durch Bodenbearbeitung die Wasserleitfähigkeit des Oberbodens wieder zu verbessern und damit die Häufigkeit von Überstauereignissen zu senken.
> Wasserstandsanhebung an Rohrdränagen im Rahmen des Projektes "Moor-KULAP"
Stauwasser und Grundwasserpegel in Karolinenfeld
Überstau durch Niederschlag auf einem ehemals entwässerten Moorstandort (16. Juni bis 4. Juli 2022): Durch die geringe Versickerung und die Verdunstung sinkt der Überstau ohne Niederschlagsereignisse um 2 bis 3 Zentimeter pro Tag. Das Absenken der Staueinrichtung hat keinen Einfluss auf den Überstau.
> Stauwasser und Grundwasserpegel in Karolinenfeld 2022 (Abbildung in höherer Auflösung)
Etablierung von Nassgrünland und Paludikulturen
Die Umwandlung von Acker in Nassgrünland sollte im Herbst vor der Wasserstandsanhebung erfolgen. Weißklee und Deutsches Weidelgras sind für wasserbeeinflusste Niedermoorstandorte nicht geeignet. Rohrschwingel und Rohrglanzgras kommen bisher gut mit Stauwasserbedingungen aufgrund von Oberbodendegradation zurecht.
Anders sieht es beim Anbau der Sumpfsegge als vielversprechender Paludikultur aus. Bei der Aussaat unter trockenen Bedingungen dominierten auf den Versuchsflächen nach kurzer Zeit Beikräuter wie etwa die Hühnerhirse, was die Notwendigkeit einer schnellen Wiedervernässung verdeutlicht. Bisher zeigte sich bei Seggen die Anpflanzung als deutlich zuverlässigere Etablierungsform.
Die Treibhausgasbilanz dieser Bewirtschaftungsformen kann erst gegen Projektende errechnet werden, wenn die Messungen abgeschlossen sind.
Technische Anpassungen
Der Einsatz von Landtechnik ist auf wiedervernässten Moorstandorten mit einem erhöhten Arbeitszeit-, Reparatur- und Wartungsaufwand sowie mit variierenden Verfahrenstechniken (von Doppelbereifung über Einachsmäher bis hin zu Spezialtechnik wie Raupenfahrzeugen) verbunden. Bei oberflächennahen Grundwasserständen sollte das Mähgut außerhalb der Fläche getrocknet werden und möglichst wenig Kontakt zum Boden haben.
Auch auf Weideland müssen Anpassungen bei einer Wiedervernässung vorgenommen werden. Die im Rahmen des Projekts installierten befestigten Liegeflächen wurden von den Rindern gut angenommen. Dadurch wird die Grasnarbe auf der Fläche geschont, und der Zugang zu den Rindern (zum Beispiel für tierärztliche Untersuchungen) wird erleichtert.
Verwertungsoptionen
Bei den Verwertungsmöglichkeiten für Nasskulturen stehen derzeit Biokunststoffe, Pflanzenkohle, Faserstoffe und Bauplatten im Fokus der Untersuchungen. Aus Klimaschutzsicht sind solche stofflichen Nutzungen der energetischen Nutzung und der Kompostierung vorzuziehen, da der Kohlenstoff länger im Produkt gebunden und somit der Atmosphäre entzogen wird (der Klimaschutzeffekt auf der Fläche zur Erzeugung der Biomasse entsteht natürlich unabhängig von der jeweiligen Verwertung).
Idealerweise lassen sich mehrere Verwertungsmöglichkeiten sinnvoll kombinieren, damit auch Abfall- und Nebenprodukte, wie beispielsweise entstehende Prozessabwärme oder separierte Pflanzenbestandteile, im Sinne der Kreislaufwirtschaft und zur Maximierung der Wertschöpfung noch einer Nutzung zugeführt werden können. Die industrielle Produktion mit Nasskulturen ist in vielen Anwendungsbereichen noch unerforscht. Im Projekt laufen daher vor allem auch Testproduktionen, um erste Parameter für den Aufbau von Wertschöpfungsketten zu erhalten.
Das Projekt
Im 19. Jahrhundert wurden Moore im großen Stil trockengelegt, besiedelt und die Böden landwirtschaftlich genutzt, um die Bevölkerung ernähren zu können. Heute weiß man, dass diese trockengelegten Moorböden durch den Abbau von organischer Substanz erheblich Kohlenstoffdioxid (CO2) freisetzen. Wird der Grundwasserstand wieder angehoben, verringert sich die CO2-Emission sofort und es wird ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet.
Was sich einfach anhört, stellt die Praxis aber vor große Herausforderungen. Bereits die Anhebung der Grundwasserstände erfordert vor dem ersten Schritt wasserrechtliche Verfahren. Denn diese Anhebung kann auch Auswirkungen auf Nachbargrundstücke haben und damit auf andere Landwirte, aber auch auf Hausbesitzer oder die öffentliche Infrastruktur. Diese möglichen Konflikte müssen vorab gelöst werden.
Eine weitere große Herausforderung: Verfahren zur landwirtschaftlichen Nutzung von Moorböden mit erhöhten Wasserständen sind bisher weder praxisreif noch wirtschaftlich. Deshalb werden im Rahmen des Forschungsprojekts, finanziert aus Mitteln der Bayerischen Klimaoffensive, in den kommenden Jahren praxistaugliche Lösungen erprobt und weiterentwickelt.
Ziel des Vorhabens ist es, die wesentlichen Hemmnisse für eine moorverträglichere Nutzung zu lösen und gleichzeitig die Klimaschutzwirkung moorverträglicher Bewirtschaftungsoptionen zu quantifizieren. Schwerpunkte bilden dabei
Damit Landwirte mit Moor- und Klimaschutz zukünftig Geld verdienen können, entwickelt das Projekt an den zwei wichtigsten Kostentreibern Neues.
Erstens: Nasses Grünland soll nicht wie bisher nur zur Einstreu in den Stall taugen, sondern weiterhin als wichtiges Rinderfutter nutzbar bleiben. Voraussetzung hierfür sind flexible und kostengünstige Systeme zur Wiedervernässung.
Zweitens: Die Neuanlage von Nasskulturen muss praxisreif und einfach werden. Die Projektergebnisse sollen auch eine Grundlage für ein Förderprogramm zum Moor- und Klimaschutz bilden.
Das macht der Donaumoos-Zweckverband im Rahmen des Projekts:
Im Arbeitspaket Paludikulturen übernimmt der Donaumoos-Zweckverband die Leitung zur Netzwerkentwicklung für zukünftige Marktpartner.
Der Donaumoos-Zweckverband ist seit vielen Jahren Akteur für Moorschutzmaßnahmen und eine nachhaltige, klimaschonende Entwicklung im Donaumoos. Für eine Beschleunigung des Prozesses sind dringend weitere Absatzmärkte für eine mögliche Nutzung/Pflege dieser Flächen zu generieren. Dafür kann der Donaumoos-Zweckverband seine zahlreichen Kontakte zu landwirtschaftlichen Betrieben im Gebiet nutzen.
Basierend auf der Analyse von Produktanforderungen (Qualitätsparameter) und Hemmnissen bei den Landwirten wird eine Strategie für die Bildung eines Netzwerks aus Verarbeitern und Landwirten entwickelt und anschließend implementiert. Verarbeiter und Landwirte werden durch Netzwerktreffen und beim Aufbau von Anbauer-Abnehmer-Beziehungen unterstützt. Mit der Identifizierung von Absatzmärkten und Wertschöpfung wird eine entscheidende Hürde überwunden, damit Landwirte auf eine moorverträgliche Nutzung umstellen.
Dies schließt auch ausdrücklich (regional spezifische) Vermarktungswege für Heu und andere Grasprodukte aus Nassgrünland mit ein.
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