Archiv Berichte 9

Volles Haus in Brunnen: Gut 60 Interessierte sind zu einer Informationsveranstaltung des Donaumoos-Zweckverbands und des Donaumoos-Teams gekommen.

Brunnener wollen’s beim Donaumoos genau wissen

Konstruktive Diskussion bei Infoabend über die Entwicklung im Niedermoor


Die Brunnener Bevölkerung schaut bei der Entwicklung im Donaumoos ganz genau hin. Das hat sich beim Infoabend in der Gemeinde gezeigt. Neben jeder Menge Fakten gab es dabei auch eine angeregte Diskussion über das Für und Wider der Bemühungen. Nun müssen die Gemeinderäte entscheiden, ob die Kommune dem Donaumoos-Zweckverband beitreten wird.

 

Wie groß der Wissensdurst vieler Menschen in Brunnen zu sein scheint, zeigte nicht nur der Besuch der Veranstaltung, zu der gut 60 Zuhörerinnen und Zuhörer gekommen waren. Denn nach dem offiziellen Teil des Abends dauerten die Gespräche mit den Fachleuten von Donaumoos-Zweckverband und Donaumoos-Team an den Tischen noch lange an. Neben den Möglichkeiten für landwirtschaftliche Betriebe und der Klimaschutz-Thematik im größten Niedermoor Süddeutschlands ging es auch um den Zweckverband und einen möglichen Beitritt der Kommune. „Das ist eine Chance für uns“, betonte Bürgermeister Thomas Wagner, der außerdem die Verantwortung der Gemeinde ansprach; immerhin hat Brunnen einen Anteil von rund sechs Prozent am Donaumoos-Naturraum. Gleichzeitig ist er sich sicher: „Wenn wir jetzt nichts tun, dann sind wir in fünf Jahren nicht weiter vorne, sondern eben weiter hinten.“

 

Landrat Peter von der Grün, zugleich Vorsitzender des Zweckverbands, sprach auch die Rahmenbedingungen an. „In Brunnen gibt es noch genügend Moor und genügend Wasser, um überhaupt über Moorschutz und Klimaschutz nachdenken zu können“, erinnerte er an die Unterschiede zum Zentralmoos. Angesichts der finanziellen Bemühungen des Freistaats, der in den nächsten Jahren bis zu 20 Millionen Euro jährlich investieren will, sieht der Kreischef außerdem eine riesige Chance für den Erhalt des Donaumooses – und zwar für die Menschen. Denn Landwirtschaft, Umwelt- und Artenschutz sowie Hochwasserschutz – alles Ziele des Zweckverbands – seien eng mit einem Erhalt des Moorkörpers verbunden.

 

Diese Zusammenhänge beleuchteten auch mehrere Referenten. Laut Michael Hafner, der als Geschäftsführer des Donaumoos-Zweckverbands einen breiten Überblick über dessen Arbeitsfelder bot, gibt es in Brunnen überwiegend wichtige Moorflächen, die nicht nur als CO2-Speicher von enormer Bedeutung sind, sondern auch als Wasserspeicher. Weil durch den Torfschwund jedoch jedes Jahr rund eine Million Kubikmeter Moorkörper verloren geht, schrumpft im gleichen Ausmaß das Wasserspeicherpotenzial. „Diese Prozesse können wir nur verlangsamen, wenn es uns gelingt, das Wasser besser im Moorkörper zu halten“, erklärte er und veranschaulichte anhand von Versuchsflächen, wie Lösungen aussehen können. Zweckverband und Team denken allerdings viel weiter, denn auch der Aufbau von Wertschöpfungsketten spielt bei der derzeitigen Arbeit eine zentrale Rolle. „Wir brauchen dabei aber unterschiedliche Produktschienen“, erklärte Hafner und veranschaulichte anhand von Mustern, wie sich die Erzeugnisse einer moorbodenschonenden Bewirtschaftung weiterverarbeiten lassen, beispielsweise zu Baustoffen und Faserprodukten.

 

Die landwirtschaftlichen Aspekte vertieften mit Katrin Boockmann und Viktoria Lindner zwei Expertinnen vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ingolstadt-Pfaffenhofen. Während Boockmann vor allem auf die Arbeitsweise des Donaumoos-Teams einging, sprach ihre Kollegin auch die Situation vor Ort an. Laut der Potentialflächenanalyse des Wasserwirtschaftsamts gibt es in den Moorflächen bei Brunnen überwiegend günstige Bedingungen. „Der Großteil der Flächen, die bereits Dauergrünland sind, liegt außerdem in diesen Bereichen“, erklärte Lindner. Zwei entscheidende Fragen, die sich Landwirte stellen müssen, nannte Annette Freibauer von der Landesanstalt für Landwirtschaft. „Wie nass kann ich wirtschaften? Und wie trocken muss es wirklich sein?“ Die Antworten darauf müssen ihrer Ansicht nach jedoch nicht sofort kommen. Stattdessen sprach sich die Fachfrau für kleine Schritte aus, „ohne gleich eine Revolution zu starten“. Dass das geplante Moorbauernprogramm dabei womöglich keine Lösungen bietet, verschwieg sie nicht. „Dafür gibt es das Donaumoos-Team, mit dem Sie Lösungen erarbeiten können, die hier für die Region passen.“

 

Genau diesen Bedarf scheint es in Brunnen zuhauf zu geben, wie die folgende Diskussion zeigte. Neben der Sicherheit der Förderungen und der hydrologischen Abgrenzbarkeit von Flächen sprach ein Bürger auch die Freiwilligkeit an, die im gesamten Prozess als oberste Prämisse gilt – sowohl im Donaumoos-Entwicklungskonzept als auch im neuen Konzept des Freistaats. „Ich hoffe nicht, dass das irgendwann endet“, sagte Hafner, der aber dazu riet, schon jetzt vorzubauen. In dieselbe Kerbe schlug Bürgermeister Wagner: „Diese Chance jetzt nicht zu nutzen, sollten wir uns nicht leisten.“

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