Archiv Berichte 7

Rund 100 Interessierte sind zum Donaumoos-Infoabend in Ludwigsmoos gekommen. Dabei informierte unter anderem Julius Schreiner vom Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt über die Entwicklung im Niedermoor.



Kontroverse Diskussion in Königsmoos

Infoabend zum Donaumoos stößt auf großes Interesse – Bürger äußern auch Kritik

 

Die Donaumoos-Entwicklung bleibt ein heiß diskutiertes Thema. Das hat sich am Donnerstag bei einem Informationsabend des Donaumoos-Zweckverbands und des Donaumoos-Teams im Königsmooser Ortsteil Ludwigsmoos gezeigt. Gut 100 Interessierte kamen, um sich die Vorträge anzuhören und um mit den Fachleuten zu diskutieren.

 

Dass die Debatte im gut gefüllten Saal stellenweise recht kontrovers und bisweilen sogar hitzig ausfiel, überraschte wohl niemanden. Immerhin gibt es gerade in Königsmoos viel Skepsis, was die anstehenden Schritte zur Entwicklung des Niedermoores angeht. Auch deshalb hatten Zweckverband und Team im Zuge ihrer Kommunikationsoffensive ganz bewusst einen solchen Infoabend angeboten. „Der große Auflauf heute zeigt, dass das Interesse sehr groß ist“, stellte Landrat Peter von der Grün fest. Der Kreischef, der zugleich Vorsitzender des Donaumoos-Zweckverbands ist, forderte die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, weiterhin den Dialog zu suchen. „Wir müssen uns austauschen und konstruktiv diskutieren“, betonte auch der Königsmooser Bürgermeister Heinrich Seißler, der darum bat: „Bleibt’s im Gespräch.“

 

Genau dieser Bitte folgten viele Besucher im Anschluss an den offiziellen Teil. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Donaumoos-Team und -Zweckverband suchten dabei gezielt den Austausch, unter anderem mit den zahlreich anwesenden Landwirten. Diese hatten in der vorangegangenen Diskussion auch viele noch offene Fragen rund um mögliche Moorschutzprojekte angesprochen, beispielsweise zum Schutz der Infrastruktur und zur Mückenproblematik. Letztere ist im Rahmen einer Master-Arbeit Inhalt erster Untersuchungen, wie Michael Hafner, der Geschäftsführer des Donaumoos-Zweckverbands, erklärte. Die Siedlungsgebiete im größten Niedermoor Süddeutschlands dürfen unterdessen gesetzlich nicht beeinträchtigt werden. „Durch das Wasserrecht sind diese Bereiche maximal geschützt“, betonte Sebastian Maier-Reichart vom Donaumoos-Team. Sollten im Umfeld Maßnahmen stattfinden, muss der Vorhabensträger Schäden ausschließen.  

 

Auch die große Sorge, dass Landwirtschaft im Donaumoos durch die geplanten Wiedervernässungsprojekte nicht mehr möglich sein wird, kam zur Sprache – ebenso die immer wieder zu hörende Furcht vor einer Enteignung. Doch das widerspreche dem Grundsatz der Freiwilligkeit, so Hafner. Sowohl im Donaumoos-Entwicklungskonzept als auch im Moorschutzkonzept des Freistaats sei dieser Grundsatz oberste Prämisse für alle Maßnahmen. Gleichzeitig sieht der Verbandsgeschäftsführer für die Landwirtschaft im Donaumoos gute Möglichkeiten – selbst für den Kartoffelanbau. Denn konkrete Maßnahmen werden zunächst in den Randbereichen umgesetzt, wie mehrere Redner im Laufe des Abends betonten. Warum das so ist, veranschaulichte Julius Schreiner vom Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt. Kurzfristige Projekte zum Moorschutz sind seinen Worten zufolge in Königsmoos „sehr schwierig“. Das liegt vor allem daran, dass im Großteil des Gemeindegebiets gar nicht genügend Wasser vorhanden ist.

 

Annette Freibauer, Leiterin des Instituts für Agrarökologie und Biologischen Landbau an der Landesanstalt für Landwirtschaft, mahnte auch deshalb zur Geduld. „Das alles geht nicht von heute auf morgen, sondern nur Schritt für Schritt“, erklärte sie und rief die Landwirte dazu auf, die Chance zu ergreifen und an dem Prozess mitzuwirken. Dabei können ihren Worten zufolge die im kommenden Moorbauernprogramm geplanten Möglichkeiten zu Maßnahmen der ländlichen Entwicklung helfen, allen voran über Pilotprojekte mit dem Donaumoos-Team. „Auf diese Weise kommen Sie an Gelder, die üblicherweise nicht in Moore fließen.“ Ins selbe Horn stieß Gerhard Edler, der Vorsitzende des Wasserverbands III. „Es wird Jahrzehnte dauern, bis wir erste Ergebnisse haben“, betonte er und bat darum, miteinander zu reden und unterschiedliche Meinungen zu akzeptieren. Das sah auch Thomas Wagner, Bürgermeister von Brunnen, so. „Unser aller Ziel sollte sein, dem hier eine Chance zu geben und zu versuchen, unsere Heimat zu gestalten.“

 

Dass dabei der Klimaschutz für die Politik zunehmend in den Fokus rückt – wie auch das 200 Millionen Euro schwere Investitionspaket des Freistaats zeigt –, hatten zuvor mehrere Redner betont. Leoni Henle vom Donaumoos-Team erinnerte an das riesige Potenzial von Mooren, die weltweit doppelt so viel CO2 binden wie Wälder, obwohl sie lediglich drei Prozent der Fläche bedecken, Wälder hingegen 30 Prozent. Michael Hafner sprach den durch die Trockenlegung bedingten Moorschwund an, der vor allem im Zentralmoos mit stellenweise mehreren Zentimetern pro Jahr dramatisch ist. Damit geht pro Jahr rund eine Million Kubikmeter wertvoller Boden, der zugleich bedeutsamer Wasserspeicher ist, verloren. Bürgermeister Heinrich Seißler verwies auf die zunehmende Bedeutung des Klimaschutzes. „Auch wir sollten einen Teil, der machbar ist, dazu beitragen“, appellierte er daher an die Besucherinnen und Besucher des Infoabends.  

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