Gut besuchter Infoabend: Rund 30 Bürgerinnen und Bürge raus Ehekirchen und Umgebung lauschten den Ausführungen, hier von Michael Hafner, Geschäftsführer des Donaumoos-Zweckverbands. Foto: Janda/Donaumoos-Zweckverband
Beim Donaumoos-Infoabend in Ehekirchen sprechen die Bürger ihre Sorgen an
Das Donaumoos und die dortige Entwicklung sind auch in der Gemeinde Ehekirchen Themen, die die Menschen bewegen. Das hat sich beim Infoabend des Donaumoos-Teams und des Donaumoos-Zweckverbands deutlich gezeigt. Gut vier Stunden lang standen deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Rede und Antwort. Dabei ging es überwiegend sachlich zu.
Für Bürgermeister Günter Gamisch ist die Sache klar. „Wir wissen, dass es im Donaumoos so nicht weitergehen kann“, betonte der Rathauschef angesichts des andauernden Moorschwunds und der Folgen für das Klima. Vor rund 30 Bürgerinnen und Bürgern, darunter einige Gemeinderäte, Grundstückseigentümer und Landwirte, erinnerte er außerdem daran, dass der nun anlaufende Prozess zum Erhalt des Niedermoores in seinen Augen eine riesige Chance ist. „Und diese Chance sollten wir nutzen“, rief er die Besucher auf. Ins gleiche Horn stieß Landrat Peter von der Grün, zugleich Vorsitzender des Donaumoos-Zweckverbands. „Was sind Ihre Gedanken, Ihre Sorgen, aber auch Ihre Ideen?“, fragte er offen in die Runde und bat um Mitwirkung. Denn nur im Miteinander sei es möglich, den Lebensraum dauerhaft zu erhalten. „Klimaschutz geht nicht ohne die Menschen vor Ort“, so der Landrat.
Genau dieses Miteinander wollen auch die Ehekirchener, wie sich im Laufe der Diskussion zeigte. Inhaltlich kam dabei eine breite Palette an Wünschen zur Sprache. Neben der Sorge, dass die Grundstücke an Wert verlieren könnten, ging es auch um die Notwendigkeit, das Moor effizient als Wasserrückhalt zu nutzen. „Wir sind kooperativ“, sagte ein Landwirt, fragte aber: „Was sollen wir denn nun machen?“ Die eine konkrete Antwort auf diese Frage gab es freilich nicht. Michael Hafner, Geschäftsführer des Donaumoos-Zweckverbands, wünschte sich deshalb Interessierte, „die mal etwas ausprobieren“. Auf diese Weise wäre es möglich, weitere Partner zu finden und neue Projektgebiete zu arrondieren. „Denn ich sehe keinen Schaden darin, das Wasser in der Landschaft zu halten“, so Hafner, der zuvor auf den massiven Verlust an Erde hingewiesen hatte. Durch die Trockenlegung des Moorkörpers stößt dieser nicht nur jedes Jahr 400.000 Tonnen CO2-Äquivalente aus. Gleichzeitig verliert das Donaumoos jährlich rund eine Million Kubikmeter Erde – und damit auch Wasserspeicher.
Die Sorge, dass der Moorschutz primär auf Kosten der Nahrungsmittelproduktion stattfindet, konnte Viktoria Lindner nehmen. Die Fachfrau, die für das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ingolstadt-Pfaffenhofen zum Donaumoos-Team gehört, erinnerte daran, dass für Maßnahmen vor allem die ohnehin nässeren Grünlandbereiche in Frage kommen. Gleichzeitig verwies sie auf einen Vortrag zum Thema „Von der endlichen zur nachhaltigen Moornutzung – aus der Vergangenheit lernen und die Zukunft gestalten“, der am 20. September im Haus im Moos stattfindet. Ebenso wie Hafner hatte sie zuvor in ihrem Vortrag die Arbeit für die Donaumoos-Entwicklung vorgestellt und zudem die Vorgehensweise bei Projekten skizziert. Konkret geht es dabei – gemäß den Vorgaben des Freistaats – um Moorschutzmaßnahmen auf 2000 Hektar. Dabei gehen Zweckverband und Team bewusst behutsam und mit der nötigen Sparsamkeit vor, wie die Zuhörer auf Nachfrage erfuhren. „Wir verbauen hier keine Modelle, die Millionen kosten“, erklärte Hafner zum jüngsten Moorschutzprojekt im Baierner Flecken, wo die Wehre zum Anstau von Gräben aus lehmigem Material bestehen.
Ein Partner bei diesen Prozessen ist das Landesamt für Umwelt mit der Karlshulder Regionalstelle des Artenschutzzentrums. Deren Mitarbeiter betreuen auch eine Projektfläche der Stadtgüter München in der Schorner Röste. Konkret geht es dort derzeit um die Vorbereitung des Wasserrechtsantrags für die Maßnahmen, wie Fachmann Sebastian Rudischer erklärte. Nach umfassenden Untersuchungen hat sich demnach eine Kombination aus Anstau des Scheidegrabens und Einleitung von Wasser in die Fläche als beste Vorgehensweise herauskristallisiert. „Denn ohne Wasserzufuhr ist Moorschutz hier nicht machbar“, so Rudischer, der auf dem Areal nordöstlich von Pöttmes ein klares Defizit an Grundwasser ausmacht.
Weiterhin viel Gesprächsbedarf erkannten unterdessen einige weitere Besucher, darunter Gemeinderat Gerd Kaufmann aus Walda und Günter Kraus von der Interessengemeinschaft Schorner Röste, die beide nach dem offiziellen Teil neben weiteren Gästen noch lange mit den Fachleuten diskutierten. Auch Bürgermeister Gamisch forderte eine Fortsetzung des Dialogs: „Denn all das bietet eine Chance – sonst kommt irgendwann womöglich das Diktat von oben.“
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