Archiv Berichte 25

Wertschöpfung mit Pflanzenfasern aus Donaumoos-Nasskulturen

Forschungsprojekt des Zweckverbands zeigt großes Potenzial für moorschonende Bewirtschaftung




Moorschutz und Wertschöpfung lassen sich im Donaumoos gut miteinander verbinden. Das hat ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt des Donaumoos-Zweckverbands gezeigt. Konkret ging es dabei um die Produktion von Pflanzenfasern aus Nasskulturen. Die Ergebnisse der Untersuchungen stellte der Zweckverband mit seinen Projektpartnern im Landratsamt in Neuburg der Öffentlichkeit vor.

 

Das Interesse an der Forschung rund ums Donaumoos und den Aufbau von Wertschöpfungsketten scheint groß zu sein. Das zeigte die Resonanz auf die öffentliche Vorstellung der Ergebnisse. Und diese sehen vielversprechend aus, wie die Besucherinnen und Besucher erfuhren. „Das ist ein toller erster Schritt“, betonte Landrat Peter von der Grün, zugleich Vorsitzender des Donaumoos-Zweckverbands. Dabei legte er besonderen Wert auf die Feststellung, dass das nun abgeschlossene Projekt erst der Anfang sein könne – und auch müsse. „Um neue Wege der Wertschöpfung für das Donaumoos aufzubauen, dürfen wir in unseren Bemühungen nicht nachlassen.“

 

Insgesamt vier Monate lang hatten die vom Zweckverband beauftragten Unternehmen das Pflanzenmaterial aus dem größten Niedermoor Süddeutschlands sowie aus weiteren Moorgebieten auf seine Eignung hin untersucht. Das bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten förderte das in dieser Form bisher einmalige Projekt zu 100 Prozent; knapp 100.000 Euro flossen dazu aus München in die Forschung.

 

Drei Kulturen standen konkret im Fokus: Rohrglanzgras, Schilf und Streuwiesenheu. Sie alle sind gut auf nassen Moorstandorten kultivierbar. Sie alle lassen dadurch die Kombination aus Landwirtschaft und Klimaschutz zu. Und sie alle sind gut für die Produktion von Pflanzenfasern geeignet und könnten bei Anwendung in unterschiedlichen Produkten womöglich zu einer Entspannung auf dem Rohstoffmarkt beitragen – so die wichtigste Erkenntnis aus dem Projekt. „Letztlich geht es hier darum, eine regionale, nachhaltige Rohstoffquelle für die Papier- und für die Verpackungsindustrie zu finden“, erklärte Projektleiter Raphael Burkhardtsmayer vom Donaumoos-Zweckverband. Insbesondere Schilf und Rohrglanzgras, aber auch das Streuwiesenheu, können diese Anforderungen laut den Untersuchungsergebnissen erfüllen.

 

Im Mittelpunkt des Projekts standen zwei verschiedene Techniken zur Faserproduktion. Die Firma Bio-Lutions aus Hamburg wendet ein rein mechanisches Verfahren an, das Unternehmen Fibers365 aus Baden-Württemberg setzt unterdessen auf ein Thermo-Druck-Hydrolyse-Verfahren. „Beide bieten sowohl Chancen als auch Herausforderungen“, erklärte Burkhardtsmayer, bevor die Vertreter der beteiligten Firmen ihre Arbeit erläuterten.

 

Bio-Lutions, das in Hamburg seinen Unternehmenssitz hat und im brandenburgischen Schwedt produziert, ist sehr zufrieden mit den Forschungsergebnissen. „Alle drei getesteten Pflanzen konnten erfolgreich zu unseren Fasern verarbeitet werden“, sagt Dr. Stefan Lummitsch, Geschäftsführer der Bio-Lutions Deutschland GmbH, der verschiedene industrielle Anwendungsmöglichkeiten sieht. Neben einem potenziellen Einsatz in der Papier- und Kartonindustrie seien die patentierten Fasern aus Moorpflanzen mit dem Namen fibcro vor allem als Ausgangsmaterial für den Faserformprozess sehr gut geeignet. Insbesondere die Möglichkeit, die Produktionsparameter individuell an die Pflanzen anzupassen und so den Mahlgrad optimal einzustellen, ist seinen Worten zufolge hierfür von Vorteil.

 

Hermann Dauser, Geschäftsführer von Fibers365, einem Bio-Ökonomie-Spezialisten aus dem baden-württembergischen Lenningen, sieht großes Potenzial. „Das Donaumoos-Projekt bietet die Chance, ein Pilotprojekt für die Transformation traditioneller Landwirtschaft in eine zukunftsweisende Bio-Ökonomie zu realisieren“, sagt er. „Es gibt bereits konkretes Interesse der verarbeitenden Industrie an den von uns in diesem Forschungsprojekt aus Rohrglanzgras und Schilf erzeugten Produktmustern, womit eine sehr gute Basis für die weitere Projektentwicklung geschaffen wurde.“

 

Die labortechnischen Untersuchungen übernahm Greenfibra Labs der Büttenpapierfabrik Gmund im oberbayerischen Landkreis Miesbach. Die dortigen Fachleute unterzogen die Moorpflanzenfasern intensiven Tests. Das Ergebnis: Alle drei Kulturen sind für den industriellen Einsatz geeignet. Dennoch gab es feine Unterschiede. Ausschlaggebend für den industriellen Einsatz ist demnach das Faserpotential der Einjahrespflanzen. Hier liegt Schilf vor Rohrglanzgras und dem nur bedingt einsetzbaren Wiesengras. Die gewonnene Faserstoffqualität lässt sich laut den Laboruntersuchungen durch das gewählte Aufbereitungsverfahren aber stark beeinflussen und entwickeln. „Einen hochwertigen, festen Faserstoff mit guter Eignung als Papierrohstoff gewinnt man besonders mit dem aufwändigeren thermischen Druckaufschluss, der Ergebnisse nahe den üblichen Papierzellstoffen ermöglicht“, sagt Dr. Katrin Kloth-Everding, Projektleiterin bei Greenfibra Labs.

 

Mit dem nun vorliegenden Abschlussbericht ist nicht nur der erste Schritt hin zu weiteren Untersuchungen gemacht. Gleichzeitig schließt der Donaumoos-Zweckverband gemeinsam mit den beteiligten Unternehmen damit eine Forschungslücke. Denn die Faserproduktion aus moorverträglich angebauten Nasskulturen ist bisher kaum untersucht worden. „Wir betreten hier Neuland“, betonte Verbandsgeschäftsführer Michael Hafner, der in der Forschung aber einen Weg sieht, die Donaumoos-Entwicklung und den Erhalt des Niedermoores als Kohlenstoffspeicher entscheidend voranzutreiben. Das soll auch für die geplanten Folgeprojekte gelten, bei denen es konkret um Verwertungsmöglichkeiten der Fasern und die Weiterverarbeitung zu nachhaltigen Produkten gehen soll.

Das Ergebnis: So sehen die patentierten Naturfasern aus Moorpflanzen der Firma Bio-Lutions aus. Foto: BIO-LUTIONS Internatinal AG

Von den Arbeitsschritten bei Fibers365 machten sich die Verantwortlichen des Zweckverbands bei einer Exkursion ein Bild.

Präsentation im Landratsamt: Der Donaumoos-Zweckverband und seien Partner stellten die Forschungsergebnisse des Projekts „Pflanzenfasern aus moorverträglichen Kulturen“ der Öffentlichkeit vor. Fotos: Donaumoos-Zweckverband

Share by: