Volles Haus: Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger aus Sandizell, aber auch aus den umliegenden Dörfern, kamen zum Donaumoos-Infoabend, wo unter anderem Michael Hafner vom Donaumoos-Zweckverband referierte.
Bürger zeigen großes Interesse an der Donaumoos-Entwicklung
Wie genau kann der Moorschutz funktionieren? Welche Chancen gibt es auf den Flächen bei Sandizell? Und wie können Landwirte davon profitieren? All diese und viele weitere Frage standen beim Infoabend des Donaumoos-Zweckverbands und des Donaumoos-Teams im Schrobenhausener Stadtteil im Mittelpunkt. Neben viel Information gab es für die rund 30 Zuhörerinnen und Zuhörer auch erste Einblicke in neue Forschungsergebnisse.
Sandizell ist allein schon wegen der Randlage definitiv kein klassisches Donaumoos-Dorf. Das machten Schrobenhausens Bürgermeister Harald Reisner und die stellvertretende Landrätin Rita Schmidt in ihrer Begrüßung deutlich. „Wir haben hier aber mehrere Meter Moor und zudem genügend Wasser, um etwas erreichen zu können“, so die Politikerin. Allein schon deshalb sind das Donaumoos und die dortige Entwicklung Reisner zufolge für die Stadt von enormer Bedeutung. „Denn wir können hier einen kleinen, aber wichtigen Beitrag leisten.“
Wie dieser Beitrag aussehen könnte, erfuhren die Besucher in drei Fachvorträgen. Michael Hafner ging als Geschäftsführer des Donaumoos-Zweckverbands zunächst auf dessen Struktur und Aufgaben sowie auf die laufenden Projekte ein. Dabei erinnerte er daran, dass der Bereich bei Sandizell und beim benachbarten Pöttmeser Ortsteil Grimolzhausen schon im Donaumoos-Entwicklungskonzept als Moorschutzkulisse vorgesehen war. Trotz der mehrere Meter hohen Torfauflage gibt es allerdings auch dort als Folge der andauernden Entwässerung stellenweise einen massiven Moorschwund. „Das ist dramatisch, da wir mit dem Boden auch den Wasserspeicher verlieren“, betonte Hafner.
Genau dieser ist für einen wirksamen Schutz des Donaumooses – und damit auch für den Klimaschutz – von enormer Bedeutung, wie Julius Schreiner vom Donaumoos-Team erläuterte. Der Fachmann des Wasserwirtschaftsamts Ingolstadt erläuterte unter anderem das Engagement des Freistaats, der in den nächsten Jahren bis zu 200 Millionen Euro in den Erhalt des Donaumooses investieren will. Klare Vorgabe sei der Moorschutz auf 2000 Hektar Fläche, so Schreiner. „Das ist unser Ziel und daran werden wir auch gemessen.“ Langfristig steht seinen Worten zufolge jedoch auch die Transformation hin zu einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Flächen im Fokus.
Erreichbar ist das alles jedoch nur mit ausreichend Wasser. „Unser Fokus liegt daher auf den Bereichen, wo Moorschutz realistisch machbar ist“, sagte Schreiner, der bei Sandizell und Grimolzhausen ein gutes Potenzial sieht. Selbst im Sommer gebe es durch den Grundwasserzustrom ausreichend Wasser, was viele der anwesenden Landwirte bestätigten. Klar ist allerdings – und das wurde auch in der Diskussion mehrfach betont –, dass sämtliche Maßnahmen im Donaumoos schrittweise erfolgen müssen. „Wir müssen peu à peu vorgehen“, erklärte Schreiner, der auch auf die unterschiedlichen Gegebenheiten der einzelnen Flächen hinwies. Oder wie es Gerhard Grande, Koordinator im Donaumoos-Team, ausdrückte: „Wir müssen das Wasser im Winter intelligent im Moor und damit in der Fläche halten.“
In der folgenden Fragerunde stand zunächst Raphael Burkhardtsmayer, Netzwerkmanager beim Zweckverband, im Mittelpunkt. Er hatte den Bürgern zuvor verschiedene Verwertungswege für moorschonend angebaute Nasskulturen aufgezeigt. Um den Aufbau der entsprechenden Wertschöpfungsketten kümmert sich der Donaumoos-Zweckverband derzeit mit verschiedenen Partnern. Neben der Baubranche geht es dabei auch um die Papierindustrie, aus der Burkhardtsmayer brandneue Erkenntnisse mitbrachte. Denn die ersten Ergebnisse aus einem laufenden Forschungs- und Entwicklungsprojekt zur Fasergewinnung sehen seinen Worten zufolge bestens aus. „Die beteiligten Firmen finden unser Material hochspannend und wollen diesen Weg unbedingt weiter verfolgen“, berichtete er und gab offen zu, selbst überrascht gewesen zu sein, wie gut die Nasskulturen aus dem Moor für die Fasergewinnung geeignet sind.
„Ich würde mir wünschen, dass das klappt“, gab ihm ein Landwirt aus Sandizell mit auf den Weg. Dass er dennoch skeptisch blieb, hatte auch mit den bisherigen Erfahrungen zu tun. „Denn bisher hat so etwas nie geklappt.“ Burkhardtsmayer und Hafner sehen unterdessen einen zunehmenden Trend in Richtung klimaschonend hergestellte Produkte. „Der Zeitpunkt ist da, um mit diesen Stoffen einen Markt zu schaffen“, so der Verbandsgeschäftsführer. Das bestätigte Kreisrat Peter Mießl, der auch auf die demnächst fertige CO2-regio-Studie der hiesigen Bürgerenergiegenossenschaft verwies. Dazu kommen zunehmende Vorgaben, beispielsweise für die Baubranche. „Diese Treiber gab es vor einigen Jahren noch nicht, doch jetzt verändern sich all diese Dinge“, so Burkhardtsmayer, der die Kombination mit der Speicherung von Kohlenstoff im Moorboden, also Klimaschutz, als wesentlichen Aspekt sieht. „Das ist ein echter Mehrwert“, erklärte er und erinnerte auf Nachfrage zugleich daran, dass mögliche Produkte ja nicht nur mit Material aus dem Donaumoos erzeugt werden müssten. „Allein in Bayern, aber auch im Rest Deutschlands gibt es sehr viel Potenzial, um die Firmen mit Biomasse zu versorgen.“
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