Informativer Vortrag: Professor Matthias Drösler macht auf die Bedeutung von Mooren für den Klimaschutz aufmerksam
Einen Professor auf der Leiter sieht man wahrlich nicht alle Tage. Den knapp 30 Besucherinnen und Besuchern beim Vortrag von Vegetationsökologe Matthias Drösler vom Moorforschungszentrum der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf bot sich im Haus im Moos in Kleinhohenried aber genau dieser Anblick. Und nicht nur das: Der Fachmann informierte im Rahmen der Reihe „Unser Donaumoos“ des Donaumoos-Teams ebenso eindringlich wie informativ über die Bedeutung von Mooren für den Klimaschutz.
Eine Botschaft hatte Drösler gleich zu Beginn seines Vortrags an das Publikum. „Wir dürfen im Donaumoos nicht warten“, betonte der Experte, der sich seit vielen Jahren mit dem größten Niedermoor Süddeutschlands befasst und eine Methodik für die Messung von Treibhausgasemissionen aus Moorböden entwickelt hat. Den Grund für seine mahnenden Worte lieferte der Referent anhand von Zahlen. Demnach setzen die Moore in Bayern jedes Jahr knapp sieben Millionen Tonnen CO2 und andere klimaschädliche Gase frei. Obwohl sie gerade mal drei Prozent der Fläche im Freistaat ausmachen, liegt der Anteil am Gesamtausstoß bei fast neun Prozent. „Da müssen wir deutlich runter“, so der Experte.
Wie das funktioniert? Der Schlüssel dabei ist Drösler zufolge der Wasserstand. Nur mit Anhebung des Grundwasserspiegels unter der Oberfläche – im Idealfall gemeinsam mit extensiver Bewirtschaftung – sei Klimaschutz im Donaumoos möglich, erklärte er. Passiert das nicht, seien Vererdung und Vermulmung des Bodens ebenso die Folge wie dessen Schwund. „Wir verlieren also Höhe und auch Qualität“, so Drösler, der das mit einem Bodenprofil aus dem Freisinger Moos veranschaulichte. Vier Meter ragte das auf zwei Holzbrettern fixierte Material in die Höhe – daher die Leiter. Nur: Ganz oben war eben überhaupt kein Moor mehr zu sehen. „Da waren wir um das Jahr 1900 mal“, so Drösler. Die jetzige Oberfläche, die stetig abnehme, sei hingegen auf dem gleichen Niveau wie im Jahr 500 vor Christus. Ein Zustand, der im Donaumoos ähnlich ist und der einen in den Augen des Professors sehr wohl ehrfürchtig werden lässt.
Gleichzeitig sorgen Schwund und Vermulmung für massive Probleme, da der Boden dadurch die Fähigkeit zur Wasseraufnahme verliert und sich stattdessen verdichtet. Das, und darauf legte der Referent großen Wert, „macht aber kein Landwirt absichtlich“. Den Begriff der Schuld hält er im Donaumoos daher für falsch. „Der Verantwortung müssen wir alle uns jedoch stellen.“ Das sah auch die stellvertretende Landrätin Rita Schmidt so. „Dieser Vortrag zeigt, welche Rolle eine Landschaft wie das Donaumoos in den Bemühungen um den Klimaschutz spielen kann.“
Doch Drösler hatte nicht nur die Problembeschreibung im Gepäck, sondern ging auch auf Lösungsansätze ein. Für das Klima ideal wäre eine Renaturierung, die sogar ein Aufwachsen von Torfmoosen ermöglichen würde. „Doch das ist nichts für das Donaumoos“, so der Professor, denn dafür wäre ein Ende der Bewirtschaftung nötig. Extensives Grünland mit Wasserstandsanhebung sieht in seinen Augen hingegen vielversprechend aus, ebenso Photovoltaik samt höherem Grundwasserstand, was nicht überall möglich ist.
Ein Professor auf der Leiter: Matthias Drösler veranschaulichte anhand eines Moorbodenprofils, wie schnell der Verlust des Materials voranschreitet. André Gramsch (l.) und Lorand Boksan vom Donaumoos-Team sicherten den Referenten ab.
Große Hoffnungen setzt er daher auf den Anbau von Nasskulturen, wie sie auf der MoorUse-Fläche bei Lampertshofen bereits erforscht werden. An einem bayernweiten Projekt zum Aufbau von Wertschöpfungsketten für die Pflanzen ist neben Drösler auch der Donaumoos-Zweckverband beteiligt. „Denn wir wollen nicht beim Klimaschutz aufhören.“
In der folgenden Diskussionsrunde, die in etwa so lange dauerte wie der Vortrag selbst, zeigte sich, dass unter den Zuhörern auch Gäste aus Nassenfels und Reichertshofen waren. In der erstgenannten Kommune entsteht auf Moorboden derzeit ein Sportplatz – mit fatalen Folgen für das Moor. In Letzterer ist ein Baugebiet in einem Donaumoos-Ausläufer geplant, wogegen einige Bürger nun mobilmachen und Drösler um Hilfe baten. „Da muss man etwas dagegen machen“, erklärte der Professor, der sich ärgerte, dass der Moorschutz bei Genehmigungsverfahren bisher keine Rolle spielt. Er hofft daher auf ein Umdenken in der Gesellschaft – hin zu einer positiveren Sicht auf den gesamten Prozess.
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