Volles Haus in Pöttmes: Ein Informationsabend zum Donaumoos und speziell zur Schorner Röste ist am Mittwochabend bei der Bevölkerung auf großes Interesse gestoßen. Rund 80 Zuhörer kamen zu der Veranstaltung im Kultursaal des Rathauses, um sich über die weiteren Planungen zu informieren und um Fragen zur Zukunft zu stellen.
Dass der Moorschwund im Donaumoos und die damit verbundenen Folgen für das Klima den Menschen auf den Nägeln brennen, zeigte nicht nur der Andrang im Saal, wo die Sitzplätze trotz zusätzlicher Stühle nicht ausreichten. Auch die Diskussionsrunde, die auf mehrere Vorträge folgte, offenbarte einen enormen Wissensdurst bei den Menschen. Dieser war auch der Tatsache geschuldet, dass derartige Veranstaltungen wegen der Corona-Pandemie einige Jahre lang kaum möglich waren. „Wir haben diese Zeit aber auch gebraucht“, erklärte Michael Hafner, der Geschäftsführer des Donaumoos-Zweckverbands, der den Abend gemeinsam mit dem Markt Pöttmes organisiert hatte. Der Fachmann spannte in seinem Vortrag einen Bogen vom Besuch von Ministerpräsident Markus Söder und der Verkündigung eines 200 Millionen Euro schweren Förderpakets im Mai 2021 über das darauf folgende Moorschutz-Konzept der Staatsregierung und den Personalaufbau im Donaumoos-Team bis hin zu den nächsten Schritten. Dabei sieht Hafner die Arbeitskreise in den Gemeinden als zentrale Akteure. „Denn sie sollen mit den betroffenen Landwirten und Bürgern Konzepte entwickeln“, betonte er. „Die Mitarbeiter des Zweckverbands und der weiteren Behörden wirken dabei gerne mit.“ Eine Steilvorlage, welche die Verantwortlichen in Pöttmes aufnehmen wollen. Ernst Haile, der Umweltbeauftragte der Marktgemeinde, kündigte eine Art Zukunftswerkstatt für das Donaumoos an. „Wir wollen diesen Weg schnell einschlagen.“
Unterstützung gab es dazu aus der Politik. „Der Freistaat hat das Heft des Handelns an uns Kommunen weitergegeben“, erklärte Bürgermeister Mirko Ketz den Besuchern, die aus nahezu allen Donaumoos-Gemeinden gekommen waren und unter denen sich mehrere Rathauschefs sowie Kreis- und Gemeinderäte befanden. Neuburg-Schrobenhausens Landrat Peter von der Grün, zugleich Vorsitzender des Zweckverbands, sieht im laufenden Prozess „eine unglaubliche Chance für das Donaumoos“. Enorm wichtig ist beiden Politikern dabei allerdings der Wissenstransfer. „Es geht darum, die Menschen frühzeitig einzubinden und Fakten weiterzugeben“, so Ketz. Und Fakten gab es im Laufe der knapp dreistündigen Veranstaltung zuhauf.
Sebastian Rudischer von der Karlshulder Regionalstelle des Bayerischen Artenschutzzentrums im Landesamt für Umwelt informierte über den Sachstand der Planungen rund um die Schorner Röste. Diese umfasst insgesamt etwa 340 Hektar, davon besteht etwa die Hälfte aus Moorflächen zwischen Pöttmes und Schorn beziehungsweise zwischen Schorn sowie Walda und Schainbach. Auf einer neun Hektar großen Ausgleichsfläche der Stadtgüter München laufen bereits Untersuchungen zu möglichen Moorschutzmaßnahmen, um die sich die Regionalstelle kümmert. Voraussichtlich im Herbst erwartet der Fachmann Ergebnisse, die er und seine Kollegen dann mit den Anliegern diskutieren wollen. „Inwiefern diese auf andere Moorflächen in Bayern anwendbar sind, werden wir prüfen“, so Rudischer, der auch auf eine langfristige Kooperation mit den Stadtgütern und deren Flächen bei Schorn setzt.
Ein wichtiges Instrument für die weiteren Schritte sind die Werkzeuge des Wasserwirtschaftsamts Ingolstadt. Julius Schreiner, der sich in der Behörde um das Donaumoos kümmert, stellte dazu das komplexe Berechnungssystem und eine Potentialflächenanalyse vor. Letztere zeigt unter anderem, wo genügend Grundwasser für Moorschutzmaßnahmen vorhanden ist, was auch in der Schorner Röste der Fall ist. Eine Besonderheit dort stellt Schreiner zufolge allerdings die Nähe zur Besiedlung dar. Als problematisch stuft der Experte diesen Umstand wegen der dortigen Hanglage jedoch nicht ein – selbst im Falle einer Anhebung des Grundwasserspiegels in tiefer liegenden Bereichen.
In der folgenden Diskussion kam auch die Situation im regenreichen Vorjahr zur Sprache. Unter anderem im Bereich von Walda und Schainbach stand das Wasser damals teils monatelang in der Fläche. Schuld daran war laut Hafner der zersetzte Oberboden, der eine Versickerung unmöglich macht. Ein Problem, das mittlerweile im gesamten Donaumoos vorhanden ist. „Ein gewisser Quellvorgang ist zwar noch da, doch die typische Bodenstruktur wird mit der Zersetzung des Torfs zerstört“, erklärte er auf Nachfrage und erinnerte daran, dass es für den Moorschutz klares Ziel sei, das Wasser unter die Oberfläche zu bekommen. Auf diese Weise soll das Donaumoos auch wieder seine Wasserspeicherfunktion verbessern, die Hafner angesichts der momentanen Trockenheit als entscheidend ansieht.
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