Zweckverband startet Kurzprojekt zu Moor-Faserverbundmatten – Dietfurter Firma als Partner
Wie lässt sich die klimaschonende Bewirtschaftung von Moorflächen mit der Automobilindustrie verknüpfen? Um diese Frage geht es künftig im Donaumoos. Unter der Regie des Donaumoos-Zweckverbands läuft dort ab Januar ein Jahr lang das Forschungsprojekt „Moor-Faserverbundmatten für die Automobilindustrie“, kurz „Moor-Motive“. Als Industriepartner fungiert der Leichtbauspezialist Koller aus Dietfurt an der Altmühl (Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz), das bayerische Landwirtschaftsministerium fördert die Untersuchungen zu 100 Prozent.
Konkret stehen bei dem Projekt mehrere innovative Ansätze im Mittelpunkt. Einerseits geht es darum, die moorbodenschonende Bewirtschaftung im Donaumoos und in anderen Mooren im Freistaat zu stärken und dazu neue Wertschöpfungszweige zu generieren. Andererseits sollen für den Automobilsektor praktikable und vor allem nachhaltige Alternativen zu erdölbasierten Rohstoffen entstehen, in diesem Fall speziell für das Fahrzeuginterieur. „Erste Versuche zu Beginn des Jahres haben gezeigt, dass Faserverbundmatten aus Nasskulturen hier eine vielversprechende Option darstellen“, erklärt Projektkoordinatorin Anita Walter vom Donaumoos-Zweckverband.
Besonders Streuwiesengras und Seggen haben dabei überzeugt. Beide wachsen bei hohen Grundwasserständen, so dass der Moorkörper erhalten bleibt – ein wesentliches Ziel im Donaumoos. Denn das größte Niedermoor Süddeutschlands schrumpft seit Beginn der Entwässerung Ende des 18. Jahrhunderts stetig, was Folgen für das Klima hat. Trockengelegte Moore stoßen enorme Mengen an Treibhausgasen aus, die bei einer Wiedervernässung der Flächen aber im Boden bleiben. „Genau deshalb sind derartige Projekte so wichtig für das Donaumoos und auch für die vielen weiteren Moore in Bayern und in Deutschland“, betont Michael Hafner, der Geschäftsführer des Zweckverbands. Besonders freut ihn, dass neben den laufenden Wertschöpfungsprojekten rund um Papier und Verpackungsmaterial nun ein weiteres vielversprechendes Forschungsfeld in den Fokus gerät.
Mit der Firma Koller aus der nahen Oberpfalz ist ein erfahrenes Unternehmen samt eigenem Werkzeug- und Maschinenbau mit an Bord. „Die Automobilbranche befindet sich im Wandel, daher sind neue Lösungen, die Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz kombinieren, von enormer Bedeutung“, erklärt Ralf Utescheny, Projektverantwortlicher und Leiter Innovationsmanagement und Netzwerke bei Koller. In ersten Voruntersuchungen hat das Unternehmen bereits belegt, dass die Moorkulturen für die Weiterverarbeitung zu Formteilen und damit grundsätzlich für den Einsatz im Fahrzeugbau in Frage kommen. In den nächsten Schritten geht es unter anderem um Versuche für eine Anwendung im industriellen Maßstab, beispielsweise Biege-, Geruchs- und Klimawechseltests. Auch eine Nachhaltigkeitsbewertung samt CO2-Bilanzierung und Untersuchung der Recyclingfähigkeit stehen bis Ende des Jahres im Projektplan, ebenso ein Markteintrittskonzept. Letzteres beinhaltet vor allem die Möglichkeit einer Industrialisierung der Prozesse.
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